Freitag, 19. Mai 2023

Übung für den Bundesrechnungshof: den Grünstift ansetzen

Als Jobtesterin gerate ich immer wieder an alle möglichen Tätigkeiten.

Ohne Geld dafür zu verlangen und basierend auf zwischenmenschlichen Beziehungen im Rahmen sog. Privatheit und Freizeit abseits finanzieller Gewinne oder vertraglicher Regelungen ist es gar nicht schwer, das eine oder andere zu testen.

So musste neulich eine aufstockendes SGB-XII-Leistungsbezieherin (in geringer Erwerbsunfähigkeitsrente) einen Anlauf starten, ihre ernährungsbedingten Mehrbedarfe einzuklagen (was vermutlich ewig dauern wird), denn hartnäckig weigern sich die Ämter, diese anzuerkennen.

Sie musste dazu recherchieren, was für Lebensmittel zu welchen Preisen
Verbraucher*innen kaufen, die von keiner genetischen Grunderkrankung mit instabilen Organen und heftigen Verdauungsproblemen und nicht von daher massiven Allergien und Unversträglichkeiten derart geplagt sind wie sie. 

Ich half ihr bei der Verarbeitung ihrer Recherche und dabei, Preise für Portionen basierend auf ihrer Recherche auszurechnen.


Ich bediente mich dazu z.B. mehrerer Open-Office-Calc-Tabellen.

Außerdem müssten noch die Nährstoffe ausgerechnet und verglichen werden. Dies ist bisher überhaupt kein Thema in der Politk bei dem Regebedarf Ernährung Hartz IV/Bürgergeld, wiewohl schon das BMEL 2020 festgestellt hat, eine gesunde Ernährung ist damit nicht zu machen (https://www.hartziv.org/news/20210603-mangelernaehrung-hartz-iv-macht-krank/).

Ich bin damit natürlich nicht automatisch qualifiziert für den Bundesrechnungshof oder die "EVS" (Einkommens- und Verbraucherstichprobe), aber ich habe Vorerfahrungen gesammelt, so dass mich das statistische Bundesamt und andere ggf. mal das Rechnen in ihrer Zuständigkeit (gegen Bezahlung) testen lassen?

;-)

Ich selber würde wohl eher den Grünstift als den Rotstift ansetzen, denn m.E. hat jeder Mensch das Recht, sich ausgewogen und ökologisch/fair ernähren zu dürfen und dabei auch Genuss zu erleben. Besonders selbstverständlich sollte das sein, wenn es sich um kranke und nicht mehr arbeitsfähige Menschen handelt, die man eben nicht auf den (ersten) Arbeitsmarkt oder das klassische Leistungsbelohnungsdenken verweisen kann... schließlich suchen sich Menschen ihre Gene nicht aus und können nichts dafür, dass ihre Biologie ihnen verbietet, derzeitige Produkte, die eben industriell möglichst billig und mit größt möglicher Gewinnmarge hergestellt wurden und in der Konsequenz nicht leicht verdaulich sind, genauso (einfach) zu verdauen wie gesunde Personen.

Apropos: Herr Sarrazin und Herr Spahn wollten mal eine Challenge machen, wie es in ALG-II sich lebt bzw. isst.

Ich sage dazu: viele Menschen fasten z.B. im Ramadan tagsüber und haben abends ein leckeres Menü... oder sie verzichten vor Ostern auf Süßigkeiten, Fleisch, (ggf. auch auf Zigaretten und Sex), zu Ostern gibt es aber ein Festmahl. Die Nahrung ist nicht weg, sie wird nur aufgespart als demütige/spirituelle Übung. So ähnlich ist wohl eine Übung auszuhalten, wenn wohlhabende Politiker mal spaßeshalber einen Selbsttest machen, wie weit sie mit (derzeit) 5,75 Euro/Tag kommen! 

Ich habe daher im Rahmen meines (Ab)Wahlkampfes 2021 die Forderung gestellt: DIÄTEN AUF HARTZ-IV-NIVEAU ;-) und "Nebeneinkünfte, genau wie in ALG-II üblich, anrechen".


Nachtrag für die ewig selbstgerecht die eigene Gesellschaft in Schutz nehmend Rufenden: "Gehen Sie mal nach....": ja, überall, wohin man geht, soll meiner Grundhaltung nach die Möglichkeit bestehen, sich ausgewogen und lecker und fair zu ernähren! Das fordere ich gemäß meiner Überzeugung für alle Bereiche auf der Erde, wo Menschen Landnutzung betreiben und Naturräume für sich vereinnahmen, um gewinnbringend Erzeugnisse denen weiterzuverkaufen, die kein Land haben und die ggf. auch keine (gerecht) vergütete Beschäftigung haben.

Die weltweite Ernährungslage ist gerade in Anbetracht der real verfügbaren Nahrungsmittel und Verschwendungsindustrie aus vielfacher Hinsicht zu kritisieren und ich freue mich über jeden Menschen, der in seiner jeweiligen Umgebung kraftvoll für Gerechtigkeit eintritt, auch wenn ich meinen Text hier oben auf meine nähere Umgebung und Politiker*innen meiner Muttersprache abgestimmt habe! 

Dieses gebetsmühlenartige "Gehen Sie mal nach... und schauen mal da erst die Misere an!" ist für mich übrigens das beste Argument, JEDEN Menschen zu verstehen, der lieber "hier in die Sozialsysteme einwandert" (wie ich das langfristig tat über den Geburtskanal), und sich dann ggf. dafür einsetzt, diese weiterzuentwickeln bzw. weg von Almosenlogik hin auf Menschenrechte umzugestalten!

 

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